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Jede Band, welche die Zeit und den Aufwand auf sich nimmt, einen halbwegs professionellen Tonträger unter das Volk zu bringen, hat schon mal Respekt verdient. Felony aus dem Schweizerländle gehen gar noch einen Schritt weiter und haben keine Kosten und Mühen gescheut, ein fix und fertiges, erstklassig aufgemachtes Produkt zu veröffentlichen. Schon das schöne Coverartwork sticht ins Auge. Und für die Produktion konnte man niemand Geringeren als Sascha Paeth (Rhapsody, Edguy, Kamelot etc.) gewinnen. All das nützt natürlich gar nichts, wenn der musikalische Inhalt nicht stimmt. Aber auch da können Felony zum grossen Teil überzeugen und präsentieren sich ziemlich ausgereift, was allerdings kein Wunder ist, existiert die Band genau genommen bereits seit 1992, wobei vom damaligen Line Up lediglich noch Markus Geiger (k/g) und Thomas Brogli (b) an Bord sind.

Kommen wir zur Musik: Nach einem bombastischen Intro geht’s mit dem schnellen „What a Felony“ los, wobei man hier für meinen Geschmack einen der schwächsten Songs des Albums an den Anfang gestellt hat. Schon hier fällt aber Sänger Andreas Wildi äusserst positiv auf und ich gehe gar so weit, dem Burschen ein gewisses Michael (ich-find-Metal-scheisse) Kiske-Flair (vor allem in tieferen/mittelhohen Tonlagen) anzuhängen. Damit aber nicht genug. Der Abwechslung zu liebe hat man ihm bei zahlreichen Songs noch die Sängerin Andrea Richner (welche mittlerweile ebenfalls ein festes Bandmitglied ist) zur Seite gestellt. Ihre Stimme hebt sich wohltuend vom Gothic-Opern-Tussen-Allerlei ab und bewegt sich in normalen Tonlagen. Aber zurück zu den Songs: Das schnelle „Say Goodbye“ erinnert mich (wie einige andere Tracks auch) ein wenig an Royal Hunt, was vor allem an den ziemlich dominanten Keyboards liegt. Und genau hier kommt ein Kritikpunkt auf, denn ein wenig mehr Heavyness würde den Songs gut zu Gesicht stehen. So kann vor allem „Justice“ überzeugen, da dieser Song teilweise eher gitarrenlastig ist. Mit „Promising Heart“ ist den Schweizern eine bärenstarke, atmosphärische Ballade gelungen. Einer meiner Favoriten des Albums. Überzeugend auch das schnelle „After the Rain“ sowie das ebenfalls recht gitarrenlastige „Disappointed“. Wem übrigens das Gitarrensolo in diesem Song bekannt vorkommt – genau: es wurde vom Europe-Song „Superstitious“ übernommen. Allerdings haben Felony hier nicht einfach geklaut sondern der Part wurde bewusst so eingebaut und ist ein Tribut an den Europe-Gitarristen Kee Marcello, wie man im Booklet nachlesen kann.

Ausfälle gibt’s eigentlich fast keine. Fast, denn „Cyberspace“ ist ein wenig banal ausgefallen. Ganz schlimm finde ich jedoch den Song „Freedom“. Ich hab ja grundsätzlich nichts gegen Happy Metal, aber hier treiben es die Schweizer zu weit. Dabei wäre der Song an sich gar nicht so übel, wenn, ja wenn der Refrain nicht wäre, welcher sich wie ein schauderhaftes Weihnachtslied anhört. Nun ja, dauert nicht mehr lange und man kann der Oma damit am gemütlich/langweiligen Familienfest vielleicht eine Freude machen.

Trotz dieser kleinen Schwächen ist „First Works“ als Ganzes gesehen ein hervorragender (vielleicht etwas zu glatt polierter) Einstand, den man Anhängern von Royal Hunt und generell keyboardlastigem Melodic-Rock/Metal ans Herz legen kann.

Bewertung: XXXXXXXXXX 7/10