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Man mag es gar nicht so recht glauben, dass "First Works", das Debüt der Schweizer FELONY, eine ohne Plattenfirmenunterstützung in Eigenregie veröffentlichte CD ist. Hier setzt eine junge und unverbrauchte Band Maßstäbe, die man fairerweise nicht von dem Gros der Eigenveröffentlichungen erwarten sollte.
Das bezieht sich auf alle Facetten der Veröffentlichung. Angefangen beim stimmigen Artwork über die opulente Ausstattung des Booklets hin zum Sound, der hohen Ansprüchen genügt.
Letzteres lässt sich noch am Leichtesten erklären. Mix und Mastering wurde in die Hände von Sascha Paeth gelegt, der zu den absoluten Koryphäen der Studioszene gezählt werden muss und vor allem mit seinen Arbeiten für
KAMELOT, RHAPSODY und ANGRA für Aufhorchen sorgte.
Das alles ist freilich nichts wert, wenn der kreative Aspekt deutlich hinter den Rahmenbedingungen herhinkt. Doch auch in diesem Punkt kann man FELONY nicht an den Karren fahren.

Die Wahl von Sascha Paeth gibt einen deutlichen Fingerzeig, in welche Richtung die stilistische Reise der Eidgenossen geht. Melodischer Heavy Rock mit orchestralen neoklassischen Anleihen, die aber weitaus dezenter eingesetzt werden, als beispielsweise bei RHAPSODY.
Da befindet man sich schon in wesentlich näherer Nachbarschaft von KAMELOT, aber auch das ist eher ein hinkender Vergleich, da die US-Amerikaner die Nase härtetechnisch eindeutig vorne haben.
REGICIDE kommen einem noch in den Sinn, was vor allem am Wechselgesang von Andreas Wildi und Andrea Riechner liegt, die mittlerweile festes Bandmitglied bei FELONY ist. Auch hinsichtlich der Arrangements sind Parallelen zu den deutschen Shootingstars nicht völlig von der Hand zu weisen, wobei FELONY auf REGICIDEs bisweilen gotischen Anstrich verzichten.
So ganz passt das alles nicht, und das ist auch gut so, belegt es doch die Eigenständigkeit von FELONY, zeigt aber dennoch auf, aus welchen Kreisen die Band ihr zukünftiges Publikum rekrutieren kann.

Für ein Debüt ist zudem das Songwriting weitestgehend außergewöhnlich ausgereift und kleinere Schwächen, wie das cheesige Freedom und das etwas arg kitschige Promising heart verzeiht man gerne angesichts des Niveaus der restlichen Songs, allen voran die Bandhymne What a felony.
Bleibt am Ende nur eine Frage offen: Warum findet sich keine potente Plattenfirma, die sich dieser mehr als hoffnungsvollen Band annimmt? Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich jetzt einfach mal behaupte, FELONY haben das Zeug dazu um ganz groß rauszukommen..